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Patrick Wunsch mit Interview Empfehlung

 

Patrick Wunsch wurde am 21. Februar 1988 in Bielefeld geboren, wo er bis heute lebt. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Bielefeld, um 2014 den Bachelor in Germanistik und Anglistik abzuschließen und 2016 den Master in den interdisziplinären Medienwissenschaften. Seitdem ist er als Marketing Manager tätig.

Wunsch hat bisher drei gesellschaftskritische Romane veröffentlicht: 

  • 2020 den Künstler- und Dekadenz-Roman ›Zeichen von Herbst
  • 2020 den Zeitgeist- und Tugendroman ›Gegenlicht‹  
  • 2022 den Spannungsroman ›Der Künstler und die Assassinin‹ 

Überdies sind zwei Kurzgeschichten auf Wattpad zu finden:

  • 2020 die postapokalyptische Horrorgeschichte ›Puls‹
  • 2021 das Schauermärchen ›Das Häuschen im Moor‹ 

Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller ist Wunsch auch als Musiker - Beyond Martian Skies/ träumen von aurora und Spieleentwickler Great Potion Games aktiv.


  Interview 


 

Hallo Patrick, ich begrüße dich sehr herzlich in meiner virtuellen Literatur-Oase zu einem Interview.

Studiert hast du Germanistik und Anglistik und den Master in den interdisziplinären Medienwissenschaften in der Tasche, das unterstreicht auch deine berufliche Vielseitigkeit. Was hat dich angetrieben und gereizt, neben der Musik und deiner Tätigkeit in der Spieleentwicklung, anzufangen zu schreiben?

Hallo Heidelinde!

Vielen Dank erst einmal für die Einladung zum Interview.

Was hat mich zum Schreiben bewogen? Die kurze Antwort ist: Es war doch naheliegend. Ich denke, jeder kreative Mensch, der einigermaßen mit Sprache umzugehen weiß, kommt irgendwann auf die Idee, sich schriftstellerisch auszuprobieren. Natürlich gehört mehr dazu, einen Roman zu schreiben: Man benötigt auch ein gehöriges Maß an Disziplin, um eine längere Geschichte zu Papier zu bringen, und noch mehr, um sein eigenes Werk, das zu diesem Zeitpunkt in der Regel ja noch von variabler Qualität ist, zu überarbeiten, bis man sich mit dem Gedanken anfreunden kann, es der Welt zu präsentieren.

Warum genau sich diese Disziplin – oder, als Quelle derselben, der starke Wunsch, Literatur zu veröffentlichen – aber ausgerechnet im Herbst 2016 fand, kann ich nicht sagen.

Deine Bücher sind sehr anspruchsvoll, fiktiv, manchmal mystisch, manchmal apokalyptisch und psychologisch dicht untermalt. Im Gleichnis sind die Inhalte sehr nahe an der Realität. Gerade auch im Buch ›Der Künstler und die Assassinin‹ ist zu spüren, wie nahe du der Realität kommst, in Bezug auf die Gegenwart und das Leben bestimmter sozialer Gruppen. Meiner Ansicht nach stecken deine Bücherinhalte voller Botschaften für die Leserschaft der Gegenwart. Ist das so und wenn ja, magst du da ein wenig tiefer einsteigen in deiner Antwort?

Danke für das Kompliment! Ja, das ist so gewollt. Ich hoffe zwar, dass auch die Plots meiner Romane spannend sind, aber primär geht es mir tatsächlich um eine pointierte Darstellung der Realität, das heißt im Wesentlichen: um treffende Beobachtungen von Phänomenen, das Aufdecken von Zusammenhängen und hoffentlich korrekte Schlussfolgerungen. In einem Blogartikel habe ich versucht, das noch detaillierter darzulegen. Da habe ich für den Fokus in meinen Romanen den Begriff der »Ideenliteratur« verwandt, als Abgrenzung oder Alternative zum Spektrum zwischen plotgetriebener und charaktergetriebener Literatur, von dem man immer wieder liest, wenn man auf »Bookstagram« oder Schreibblogs unterwegs ist.

So innovativ, wie das jetzt vielleicht klingt, ist das aber gar nicht; viele Autoren, die ich schätze, haben diesen Fokus auf Ideen: Beigbeder, Faldbakken, Houellebecq und einige andere. Problematisch wird das immer, wenn jemand mich fragt, worum es in meinen Romanen geht. Man kann versuchen, den Plot, der ja aber nur die Leinwand darstellt, um Ideen zu präsentieren, spannender darzustellen, als er letztendlich ist, aber wenn man ehrlich ist, muss man so was sagen wie: »Tja, also, vordergründig geht es um einen berühmten Künstler, der von einer Untergrundorganisation umgebracht werden soll, aber dafür sollst du es eigentlich nicht lesen.«

Wie intensiv recherchiert du für deine Buchprojekte?

Es kommt sehr selten vor, dass ich in einer Schreibsession nur das Manuskript offen habe. Ich schreibe zwar keine historischen Romane oder Thriller, in denen die Fakten stimmen müssen, aber trotzdem gibt es immer was zu googeln. Meist suche ich nach dem genau passenden Synonym, oft schlage ich dazu die genaue Bedeutung von Wörtern nach. Wenn ich nicht sicher bin, ob man etwas so formulieren kann, wie es mir in den Sinn gekommen ist, suche ich nach ähnlichen Konstruktionen (und oft scheint es genau ein uraltes Werk zu geben, in dem sie vorgekommen ist). Davon abgesehen, beschäftigt man sich als Autor erstaunlich viel mit Bezeichnungen für Farben, Frisuren oder Kleidungsstücke. Die Speisen und Getränke, die in meinen Romanen vorkommen, kenne ich oft gar nicht aus eigener Erfahrung, sondern aus dem Internet.

Die philosophischen, psychologischen, politischen und wissenschaftlichen Aspekte hingegen recherchiere ich beim Schreiben so gut wie nie. Dazu mache ich mir kontinuierlich Notizen, die ich dann, wenn sie relevant werden, schnell wiederfinde.

Kurzum: Es sind die Nebensächlichkeiten, die mir beim Schreiben die meiste Zeit rauben. Ich frage mich manchmal, ob sich das wirklich lohnt. Wie wichtig ist es dem Leser, den genauen Farbton zu kennen? Sucht er nach Bildern, wenn er keine Vorstellung von der Frisur einer Figur hat? Habe ich jemanden dazu gebracht, sich ein bestimmtes Kleidungsstück zuzulegen? Ich schätze nicht, aber wer weiß.

Was ist für dich der Unterschied zwischen Selfpublishing und Verlagsbuch? Und aus welchem Grund hast du dich für das Selfpublishing entschieden?

Der große Unterschied ist meines Erachtens, dass im Selfpublishing leider eine Instanz fehlt, die verlässlich die Qualität der Titel bewertet. Das ist sowohl für Autoren als auch für Leser schlecht: Autoren haben es schwer, Leser davon zu überzeugen, dass die guten Bewertungen in Shops auf Plattformen echt sind. Leser gehen mit dem Kauf eines selbst veröffentlichten Buches ein höheres Risiko ein als beim Kauf einer Verlagsveröffentlichung, die ja immerhin professionell geprüft und lektoriert wurde. Natürlich gibt es sowohl minderwertige Verlagsveröffentlichungen als auch versteckte Juwelen unter den selbst veröffentlichten Büchern, aber ich kann Leser verstehen, die sagen: Ich vertraue nur Verlagen. (Der Reim war unbeabsichtigt.)

Auch wenn ich durchaus die maximale kreative Freiheit des Selfpublishings genieße, will ich ehrlich sein: Ich habe es mich mangels Alternativen dafür entschieden.

Mit »Der Künstler und die Assassinin« habe ich offenbar einmal mehr einen Roman geschrieben, mit dem sich Verlage schwertun. Zu unkonventionell? Zu provokant? Sprachlich (immer noch) zu anspruchsvoll? Ich weiß es nicht. Die Rezensionen, die ich bisher erhalten habe, zeigen jedoch, dass auch solche Literatur bei Lesern ankommt – und dass Verlage ihrem Publikum mehr zutrauen sollten.

Auf der anderen Seite möchte ich Leser, die bewusst nur leichten Mainstream lesen, ermutigen, gelegentlich ein Experiment zu wagen und einem Klassiker oder einem Roman wie »Der Künstler und die Assassinin« eine Chance zu geben. Ich finde, man sollte nie aufhören, sich weiterzuentwickeln und den eigenen Horizont stetig zu erweitern.

Ich habe mir deinen Blog angeschaut. Die Themenbereiche sind intelligent aufgebaut und sehr interessant. Ich finde es gut, dass du deine Schreiberfahrungen mit der Leser- und Autorenschaft teilst. Was hat dich dazu bewogen, dein Wissen weiterzugeben?

Danke für das Kompliment! Was hat mich bewogen, meiner Website einen Blog hinzuzufügen? Die kurze Antwort: Google. Die lange Antwort: Nicht erst als Content Marketing Manager (mein Job) weiß man, dass ein Blog hilft, von Suchmaschinennutzern im Kontext bestimmter Themen gefunden zu werden und so potenzielle neue Leser anzuziehen. In erster Linie ist es also Marketing. Allerdings sind nicht alle Artikel darauf ausgerichtet, möglichst oft in Google-Suchergebnissen aufzutauchen. Einige sind auch entstanden, weil ich einfach Lust hatte, über das Thema zu schreiben. Erfahrene Marketer wissen, dass man, um ein Maximum an Qualitätstraffic zu erzielen, einen Blog im Hinblick auf SEO (Search Engine Optimisation) anders aufziehen müsste (Pillar Pages auf Basis umfassender Keywordrecherchen, mehr Bilder und Videos, mehr Backlinks etc.). Aber erstens soll es mir bei aller Ambition am Ende auch ein bisschen Spaß machen, und zweitens fehlt wie so oft die Zeit.

An welchem Buch arbeitest du gerade?

Gerade arbeite ich erst einmal an einer Kurzgeschichte. Ich denke, eine Kurzgeschichte zwischen zwei Romanen ist ein ganz guter Turnus. Danach setze ich mich hin und versuche, die ganzen Notizen zu strukturieren, die sich für den vierten Roman angesammelt haben, und daraus einen vernünftigen Plot zu entwickeln. Das wird viel mit Kritzeleien auf Papier zu tun haben, vielleicht mit einem Word-Dokument voller Platzhalter, vielleicht mit einer Excel-Tabelle als Zeitstrahl – am Ende wird sich, hoffe ich, eine Geschichte herauskristallisieren, die sich zu erzählen lohnt. Bisher hat’s immer funktioniert.

Wirst du irgendwann in einem Buch die derzeitige apokalyptische Zeit verarbeiten?

Du meinst Pandemie, Lieferketten, Krieg und so? Ich weiß nicht. Andere Autoren sind meines Erachtens qualifizierter, über diese Themen zu schreiben, und einen Mangel an Literatur wird es diesbezüglich sicher nicht geben. Sollte sich mir wider Erwarten das Gefühl aufdrängen, ich hätte dem einige originäre Gedanken hinzuzufügen, könnten entsprechende Figurendialoge in meinen Romanen auftauchen. Das Setting des Vierten wird allerdings ein anderes sein, so viel steht für mich bereits fest.

Und last but not least: Welche drei Wünsche bewegen dich, wenn du an die Zukunft denkst?

Das wird jetzt keine besonders einfallsreiche Antwort sein: Als Mensch möchte ich, dass sich die Lage insgesamt wieder entspannt. Als Künstler möchte ich, dass meine Werke in Zukunft immer größeren Anklang finden. Als Irgendwie-doch-auch-Nerd möchte ich, dass wir beeindruckende, aber sichere technologische Fortschritte machen.Ich bedanke mich ganz herzlich bei Valerie le Fiery und Frank Böhm für das herzliche und ausführliche Gespräch und wünsche ihnen weiterhin viele neue Buchideen, viele Leser und bleibenden Erfolg.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Patrick Wunsch für das herzliche, sehr interessante und ausführliche Gespräch und wünsche ihm weiterhin viele neue Buchideen, viele Leser und bleibenden Erfolg.

(03.10.2022)

 

Klick zur Rezension - Der Künstler und die Assassinin -

 

 

 

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