Das sympathische Ermittlungsteam Dirks hat eine harte Nuss zu knacken und ist immens ausgelastet. Der Mord eines Kollegen ist psychisch nicht einfach zu verarbeiten, die Aufklärung eine besondere Herausforderung für das ganze Team und die posttraumatische Belastungsstörung Breithammers steht seiner sonstigen geistigen und körperlichen Fitness im Wege. Das Team kommt einem ausgeklügeltem Briefkastensystem auf die Spur, sucht eine Frau mit roten Schuhen, die es im polizeilichen Meldesystem gar nicht gibt und stößt noch auf so manche rätselhafte Merkwürdigkeit.
Dieser Wollschläger-Ostfriesenkrimi hat mich auf besondere Weise beeindruckt. Warum? Der Autor lässt bemerkenswert viele sozialkritische Aspekte in die Handlung einfließen.
Es geht um zwischenmenschlich verheerenden Auswirkungen, wenn die eigene Familie dem Geltungsdrang und der Karrieresucht geopfert wird, auch um die Tragweite dessen, was passieren kann, wenn Glaube zu Fanatismus mutiert, es geht überdies um die charakterlichen Veränderungen Suchtkranker und deren Beschaffungskriminalität und es geht auch um das Thema Kindeswohlgefährdung. Beachtlich gut recherchiert hat der Autor das Milieu Obdachloser und dabei insbesondere den Zusammenhalt obdachloser Frauen und deren Solidarität untereinander.
Eingebettet in das ostfriesische Lokalkolorit bietet Stefan Wollschläger mit dem siebten Teil dieser Buchreihe beste interessante und spannende Unterhaltung, mit dramatischen Wendungen, ausgefeilten imposanten Charakteren und Elemente einer kriminalistischen Milieustudie der unterschiedlichsten sozialen Gruppen. Sehr gefallen hat mir auch das metaphorische Zusammenspiel, bezogen auf die Protagonistin Karen und des Märchens ›Die roten Schuhe‹, von Hans Christian Andersen. Das Buch endet mit einem Cliffhänger, der sich schon auf den achten Teil der Buchreihe bezieht und die Leserschaft neugierig zurücklässt.
Meine Empfehlung. Lesenswert
Heidelinde Penndorf
(April 2020)
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