Nadin Erler, eine Übersetzerin, schrieb mich an, ob ich dieses Buch gern rezensieren würde. Es wäre ein wundervolles Mädchenbuch, welches in deutscher Erstauflage, übersetzt von ihr, im November 2015 auf dem Buchmarkt erschienen sei. Ich sagte voller Neugierde zu und schon bald hielt ich nach unserer netten Korrespondenz, das Buch in den Händen.
Die kanadische Autorin Lucy Maud Montgomery wurde am 30. November 1874 im heutigen New London, Prince Edward Island, geboren und verstarb am 24. April 1942 in Kanada. Sie schrieb überwiegend Romane, deren Protagonisten starke, unabhängige Mädchen und Frauen waren. So auch die Heldin Jane, im Buch »Jane auf Latern Hill«.
Sie lebt mit ihrer Mutter, die sie abgöttisch liebt, in Toronto. im Haus ihrer Großmutter. Beider Leben ist geprägt durch die Fremdbestimmung der alten herrschsüchtigen Dame. Janes Leben verläuft trist. Sie hat zwar alles, was man zum Leben braucht, die Großmutter sorgt sogar dafür, dass sie eine gute Schulbildung genießt, doch sie wird von ihr nicht geliebt und lässt sie das bei jeder Gelegenheit auch spüren. Großmutter führt ein strenges Regime, dem sich auch ihre Mutter nicht widersetzt. Aus diesem Grund wagt diese auch kaum, in Anwesenheit der alten Dame, ihrer Tochter zu zeigen, wie sehr sie das Mädel liebt.
Jane, durch die strenge Erziehung verschüchtert, wirkt linkisch, findet am Lernen keinen Spaß und schafft immer grade so die Versetzung in die nächste Klasse. Ihre Großmutter gibt ihr oft das Gefühl der Unzulänglichkeit, sie fühlt sie sich nutzlos und sehr einsam.
Lange Zeit glaubt das Mädel, dass ihr Vater gestorben sei, bis sie durch Zufall erfährt, dass er lebt und ihre Eltern eigentlich immer noch verheiratet sind.
Die Großmutter Janes, ist die Mutter ihrer Mutter und hat ihrer Tochter das Glück nicht gegönnt. Sie war eifersüchtig, wollte ihre Tochter für sich allein, außerdem war der Mann Schriftsteller, nicht aus der gehobenen Schicht und deshalb nicht gut genug für Janes Mutter. Sie ließ keine Gelegenheit aus, ihre Einstellung zu demonstrieren.
Und so kommt es wie es kommen musste, die junge Frau kehrt nach anfänglichen Eheschwierigkeiten, drei Jahre nach Janes Geburt, reumütig zu ihr zurück. Ab dieser Zeit ist beider Leben fremdbestimmt.
Doch plötzlich ändert sich alles, Janes ganzes Leben wird auf den Kopf gestellt. Ihr Vater möchte, dass sie in den dreimonatigen Sommerferien zu ihm auf die Insel Cape Tormentine kommt. Sie lernt ihn kennen und lieben.
Ihr Vater lässt ihr den Freiraum, der nötig ist. Jane probiert sich aus, experimentiert mit ihren Fähigkeiten, lernt all die Dinge, die sie schon immer machen wollte: ›Kochen, Backen, Gartenarbeit und viele andere nützliche Sachen‹.
Jane fühlt sich pudelwohl, wächst innerlich, bekommt Selbstvertrauen. Sie wird geliebt, nicht nur von ihrem Vater, alle Inselbewohner lieben sie, zollen ihr Respekt und Achtung. Das Mädel wird ein vollwertiger selbstständiger und wissbegieriger Mensch und wächst aus dem auferlegten Zwang der Großmutter heraus.
So übersteht sie auch die Zeit bis zu den nächsten Sommerferien im Hause ihrer Großmutter. Die bemerkt natürlich die Metamorphose ihrer Enkelin und versucht vergeblich, ihren Einfluss geltend zu machen. Doch es gelingt ihr nicht. Jane ordnet sich nicht mehr unter.
Auch ihre Mutter reagiert auf die Veränderung, hat Angst, dass sich ihre Tochter innerlich von ihr entfernt und spricht das erste Mal über die Probleme der Trennung von Janes Vater. Das Kind bemerkt, dass sich beide Elternteile immer noch lieben.
Die darauffolgenden Sommerferien verbringt Jane wiederum bei ihrem Vater. Sie macht psychisch und geistig einen weiteren großen Entwicklungssprung, Mit dem Herzen ist sie bei ihrem Vater und auf der Insel zu Hause.
Im Frühjahr danach, erreicht Jane ein Brief, der sie in Angst und Schrecken versetzt. Die Schwester seines Vaters, die in ähnlicher Weise eifersüchtig ist, wie des Mädels Großmutter, schreibt, dass Janes Vater sich nun doch scheiden lassen möchte, um eine andere Frau zu heiraten.
Die Ereignisse überstürzen sich. Jane, 12 Jahre alt, fährt ohne Wissen ihrer Mutter und Großmutter allein auf die Insel, wird schwer krank und dies führt dann im Endeffekt dazu, dass ihre Eltern wieder zueinander finden. Janes psychische und geistige Stärke gibt auch ihrer Mutter genügend Kraft, fortan ihr Leben selbstbestimmt in die Zukunft zu führen, gemeinsam mit Ehemann und Tochter.
Nadin Erler hat es vermocht, den Zauber des feinfühligen, lyrischen und mit Metaphern angereicherten Schreibstils der Autorin Lucy Maud Montgomery, detailgetreu ins Deutsche zu übersetzen. Die Geschichte ist spannend und flüssig erzählt, ohne Längen und weiß auch durch seine sehr bildhaften Naturbeschreibungen zu begeistern.
Die Handlung in Kombination dieses Schreibstils, in seiner deutschen Übersetzung, ist brilliantes Kopfkino und so ist es auch nicht verwunderlich, dass das Buch 1990 vom Regisseur Kevin Sullivan verfilmt wurde.
Der Roman hat meine uneingeschränkte Leseempfehlung!
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