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Bernsteinzeit - Jana Zenker Empfehlung

Ein Buch, welches mich tief berührt. Jana Zenker hat es gekonnt verstanden, die biografischen Abschnitte des Lebenswegs ihrer Mutter sensibel mit den autobiografischen Abschnitten ihres eigenen Lebens zu verbinden. Im biografischen Anteil des Buchs erlebt die Leserschaft ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte und einen lebendigen, erlebten Ausschnitt der ersten DDR-Jahre.

Und wieder begegnet mir auch in diesem Buch, das Schicksal der ››Gustloff‹‹, und ihrer Passagiere des 30. Januars 1945. Ein dunkler Tag, der vielen Kindern ihre Eltern nahm und die Zukunft aller Überlebenden neue Wege einschlug. Viele der geretteten Kinder wurden teils aus Mangel und teils aus Lieblosigkeit menschenunwürdig untergebracht und verpflegt. Um ihr seelisches Wohl kümmerte sich kaum jemand. Diese Tatsache hatte ich schon mehrmals vernommen und diesmal betroffen gelesen.

Der damalige Umgang mit elternlosen Kriegsflüchtlingskindern war oft von ausgrenzender, liebloser Art. Kinder, die in einer Familie aufgenommen wurden, hatten zu funktionieren und zu ertragen, dass sie nicht genauso gemocht wurden, wie eigene Kinder. Diese Stigmatisierung des Fremdseins und des Andersseins setze sich auch in den Schulen fort. Den kleinen Kindern passierten auf diese Weise viele Traumata, die sie über das Jugendalter hinaus, für ihr ganzes Leben prägten. Es war in den biografischen Abschnitten zu erlesen, dass Frau Zenkers Mutter eine ausgewachsene posttraumatische Belastungsstörung mit sich trug, die sie auch in ihrer eigenen emotionalen Entwicklung gehemmt hat.

Nur mal so eingeschoben: Dieser menschenunwürdige Umgang mit den Kriegsflüchtlingskindern setze sich sogar bis in die Ämter fort. Sie wurden als Sache gehandelt. Erschüttert haben mich die wiedergegebenen Worte des Jugendamtes, die die Mutter der Autorin als junge Frau erfuhr – dass ihre Pflegeeltern sie als Kind ›halten durften‹ ... als ob es um einen Hund oder eine Katze ging, und nicht um ein verängstigtes kleines Kind.

Ein Schlaganfall und dessen Folgen machten die Unterbringung der in die Jahre gekommenen tapferen Frau in einem Pflegeheim erforderlich. Die erlebte Corona-Zeit muss schlimm für sie gewesen sein. Zugesperrte Seniorenheime und dadurch kaum Kontakt zur Familie. Frau Zenkers Mutter, in ihrem krankhaften Zustand, wurde lethargisch und verfiel immer mehr. Die Respektlosigkeit diverser Pflegekräfte im Umgang mit ihren ihnen anvertrauen Seniorinnen und Senioren, bekam auch die Mutter der Autorin zu spüren. Man dutzte sie sogar während der Anwesenheit ihrer Tochter und versuchte ihr auch den Willen der zuständigen Pflegekraft aufzuzwingen, wenn Frau Zenker dem nicht Einhalt geboten hätte. 

Diese sich wiederholten neuen Traumata-Erfahrungen gesellten sich zu den schon bestehenden und zehrten an den physischen und vor allem auch an den psychischen Kräften.

Als Kind und auch im Erwachsenenalter konnte sie sich in all den Jahren keine richtige Schutzzone in ihrer Seele aufbauen, so habe ich es jedenfalls beim Lesen empfunden. Die Liebe ihrer eigenen Kinder und ihres Mannes hat sie über vieles hinweggetragen, doch nicht über alles. Da waren zu viele, nicht richtig greifbare Erinnerungen, die sie immer wieder einholten und sie in all den Jahren nie richtig zur Ruhe kommen ließen. Immer hat im Hintergrund ihre Seele geweint.

Das Buch ist eine Hommage und ein kleines Denkmal für die Mutter der Autorin – in Liebe und sicher auch mit Tränen niedergeschrieben. Ich bin mir sicher, dass die Mutter es weiß, auch wenn sie nicht mehr unter den Lebenden weilt – die Botschaft der Liebe hat große Kraft.

Ich empfehle das Buch der interessierten Leserschaft sehr gerne, es ist eine Liebesbotschaft, welche die Seele berührt.

Heidelinde Penndorf

(Februar 2023)

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